Die Firmengeschichte der Familie Werner
Vom feinen Strohhut zur feinen Elektronik
Unternehmergeist ist am Standort Kreischa seit langem zu Hause. Der Urgroßvater von Firmengründer Thomas Werner gründete hier bereits 1868 eine Strohhutfabrik, in der sich nun unser Firmensitz befindet. Unsere Berliner Niederlassung geht zurück auf die 1948 entstandene Alfred Knitter GmbH, mit deren Hilfe wir 1991 die Werner GmbH gründeten. Seit dem Jahr 2010 gehören Knitter und Werner zusammen.
Pünktlich zum 30. Firmenjubiläum geht die neue Website der Werner GmbH online. Gründer und 4. Unternehmergeneration Thomas Werner feiert Corona-konform einen runden Geburtstag und sein älterer Sohn Marc Werner tritt in die Geschäftsleitung ein.

Thomas und Marc Werner vor der ehem. Strohhutfabrik, dem heutigen Hauptsitz der Werner GmbH
Neue Zeiten, neue Vertriebsmöglichkeiten. 2012 implementiert die Werner GmbH einen ersten, eigenen Webshop und bietet zukünftig ein breites Sortiment an Produkten auch online an.
shop.wernerelectronic.de
Webshop der Werner GmbH
Erwerb der Geschäftsanteile der Alfred Knitter Industrievertretungen GmbH Berlin durch Thomas Werner, Verschmelzung der Mutterfirma auf die Tochterfirma. Der Standort Berlin bleibt als Niederlassung Alfred Knitter erhalten und führt die Tradition des Namens Knitter in Berlin fort.

Colditzstraße 28, Berlin
Erwerb und Verschmelzung der Satronik Antennen Elektronik GmbH (Burgstädt, Bad Blankenburg, Medingen). Satronik wurde 1990 von leitenden Vertriebsmitarbeitern des VEB Elektronische Geräte Burgstädt (F.G. Häberle seit 1945) gegründet, heute die Kathrein Sachsen GmbH. EGB war vor 1990 gewissermaßen das "Kompetenzzentrum für Westfernsehen" in der DDR.

Satronik Logo
Am 1.10.1995 wird die Dresdner Niederlassung der Firma Antrona aus Köln übernommen. Auch Antrona hatte nach der Wiedervereinigung versucht, im "Tal der Ahnungslosen" vom "Hunger nach Westfernsehen" zu profitieren. Der wirtschaftliche Erfolg dieser Aktion war begrenzt. Deshalb werden die Kunden nach kurzer Zeit vom Standort in Kreischa betreut. Auf einer Hausmesse präsentiert Hans-Georg Nimptsch die Neuheiten von Kathrein.

Hausmesse
In den ersten Geschäftsjahren entwickelt sich aus einem bis dahin sehr intensiven Hobby des Geschäftsführers ein neues Geschäftsfeld für die Werner GmbH. Die bisher fehlende Kommunikationsinfrastruktur und der Aufbau des ersten Mobilfunknetzes (CNetz) führt zu guten Geschäften mit Antennen, Geräten und Zubehör für Amateurfunk, Betriebsfunk, Bündelfunk, Behördenfunk und CB-Funk. Auf dem Dach wurden drehbare Richtantennen und mehrere Draht- und Vertikalantenen für Kurzwellen- und UKW-Funk errichtet. An diesen Antennen wurde die Amateurfunk-Clubstation DF0WER betrieben. In dieser Zeit prägten DL8DZL, DL1VKR, DL2VVL, DL3DSW und DL6DQI massgeblich dieses Geschäftsfeld. Durch den rasanten Ausbau der Handy-Netze und später des Internets verlor der Funk zunehmend seine geschäftliche Bedeutung.

Kurzwellen-Antenne für das 40m- bis 10m-Band
Der Antrag auf Reprivatisierung des Betriebsteils Kreischa der insolventen Modista GmbH wird von der Treuhand genehmigt. Gemeinsam mit der "Zufallsbekanntschaft" Alfred Knitter Industrievertretungen GmbH aus (West)Berlin entsteht am 1.3.1991 die Werner GmbH als Fachgroßhandel. Damit kann auch in das Firmengebäude der Hutfabrik wieder Leben einziehen. Satelliten-Fernsehen für „das Tal der Ahnungslosen!“ (so der DDR Volksmund über den TV und Radio Empfang im Dresdner Elbtal)

1. Werbung Werner GmbH 1991
Das die friedliche Revolution zur Wiedervereinigung Deutschlands führte, erschien vielen wie ein Wunder. Der VEB Dresdner Hutfabriken versucht, als Modista GmbH den Sprung in die Marktwirtschaft zu schaffen - vergeblich! Thomas Werner, der Sohn von Karl Werner, beantragt die Reprivatisierung des Grundstückes bei der Treuhandanstalt in Berlin und gründet zuvor am 1. Mai 1990 das Ingenieurbüro Thomas Werner. Das Foto zeigt das "Geschäftsgebäude" im Jahr 1990, wo 1868 der Ursprung der Strohhutfabrik lag.

Ingenieurbüro Werner 1990
Im Werk 5 der VEB Dresdner Hutfabriken arbeiten 1980 17 Mitarbeiter und 13 Heimarbeiterinnen. Sie produzieren jährlich 70.000 Sportmützen. 30% davon gehen in den Export. Es ist die einzige der Kreischaer Hutfabriken, die der Branche treu geblieben ist. Die Bausubstanz verfällt von Jahr zu Jahr, für die Instandhaltung haben die VEB keine finanziellen Mittel. Stattdessen erfolgten für den "kalten Krieg" gigantische Investitionen in Betrieben, die der "Landesverteidigung" dienten.

Zustand 1980
Verstaatlichung, das Ende des privaten Unternehmertums in der DDR, aus der Werner & Kny KG wird der VEB Hutfabrik Kreischa „In Durchführung der Beschlüsse des VIII. Parteitages der SED zur weiteren Stärkung der sozialistischen Produktionsverhältnisse sowie der darauf beruhenden Beschlüsse des Ministerrates der DDR wird mit Wirkung vom 24. April 1972 der VEB Hutfabrik Kreischa gegründet“ Die privaten Unternehmer erhielten ihr Stammkapital (in Raten) ausgezahlt, Umlaufmittel und stille Reserven, die den größeren Teil des Unternehmenswertes ausmachten, wurden einbehalten. In Summe blieb der Erwerb eines PKW Moskwitsch 412 als Lohn für 3 Generationen Unternehmergeist, der 2 Weltkriege überstanden hatte, übrig. Karl Werner und seine Schwester Maria Werner erklärten sich bereit, weiter im Unternehmen tätig zu sein.

Tageszeitung 1972
Fabrikantenfamilie und Firma “wohnten” Tür an Tür im gleichen Gebäude. Neben dem Büro das Bad, daneben der Zuschnitt und dahinter das Wohnzimmer. Das letzte Zimmer war das Kinderzimmer von Thomas Werner. 30 Jahre später wurde das Kinderzimmer zum eigenen Büro.

Kinderzimmer 1962

Büro von Dipl. Ing. Thomas Werner seit 1992
Zur Besicherung eines Kredits für eine neue Heizungsanlage in Höhe von 20.000,- Mark verlangt die Deutsche Investitionsbank Berlin eine staatliche Beteiligung am Unternehmen von 30%. Aus Werner & Kny entstand die Werner & Kny KG. Nach der Wiedervereinigung beansprucht die Bundesrepublik Deutschland diese staatl. Beteiligung für sich, obwohl die Deutsche Investitionsbank 1967 ihren Betrieb einstellte, und fordert Rückzahlung der staatlichen Beteiligung nach Rückgabe des völlig heruntergewirtschaftenen Unternehmens im Jahr 1991.

neuer Dampfkessel 1967

Brief von Karl Werner an einen Freund in Düsseldorf
In den zahlreichen Milchbars in den Städten fehlte es an Trinkröhrchen. Mit Stroh war die Hutfabrik vertraut. Der Schwiegervater von Karl Werner baute deshalb aus Holz, ein paar Zugfedern und Rasierklingen einen Schneidetisch, auf dem Strohhalme auf Trinkröhrchen- Länge geschnitten werden konnten. Die geschnittenen Halme wurden über Nacht im Keller geschwefelt, in dem eine Schale mit gelbem Schwefel in einer kleinen Kammer entzündet wurde. Das diente der Desinfektion der Trinkröhrchen. Anschließend mussten die Halme einzeln in Papierröhrchen gesteckt und diese dann beidseitig durch eine „Maschine“ verschlossen (gerädelt) werden, in der ein Nähmaschinenmotor 2 gegenläufige Zahnräder antrieb, die die Enden der Papierröhrchen zusammenpressten.

Trinkstrohhalme aus Kreischa
Auf dem 5. SED-Parteitag 1958 verhieß Walter Ulbricht den Delegierten das sozialistische Konsumparadies - nebst dem Planziel, die Bundesrepublik zu überholen. Die Partei propagierte dazu das Programm Tausend kleine Dinge" , denn genau daran mangelte es in DDR-Läden besonders: Büchsenöffner, Nähgarn oder Rasierklingen. Ein Werbespot aus dieser Zeit erklärt das Anliegen. In Kreischa wurden schicke Damenhandtaschen gefertigt.

Strohtasche
Am 6. Mai 1941 verstirbt Richard Werner. Nach dem Tod übernimmt seine Frau Liddy Werner (geb. Wachsmuth) am 2. Dez. 1941 die Leitung der Hutfabrik. Sie hat sicherlich die schwerste Zeit der Unternehmensgeschichte in den Jahren des 2. Weltkrieges erleben müssen, denn bereits 1942 drohte die Stillegung der Fabrik. 1945 bis 1954 wurde ein Raum für die Schule genutzt. Aus einem Brief an die Nationale Front geht hervor, dass sich 1947 die Kreischaer Hutfabriken wegen Materialmangel mit der Aufarbeitung vorhandener Bestände und der Umarbeitung getragener Hüte am Leben hielten. In dieser Zeit gewannen Filzhüte an Bedeutung, da Filzstumpen auf DDR-Gebiet hergestellt wurden (in Guben).

Todesanzeige Richard Werner

Liddy Werner
plant Richard Werner einen weiteren Anbau an das Firmengebäude nach Norden. Dieser wird aber auf Grund der drohenden Kriegsereignisse nicht ausgeführt. Das Jahr 1938 dürfte ein gutes Jahr der Strohhutfabrik gewesen sein. Auf einer Meldeliste zu einer Betriebsfahrt am 30. Mai. 1938 sind 44 Mitarbeiter im Haus und weitere 42 Heimarbeiter verzeichnet. Jeder Mitarbeiter zahlte für die Betriebsfahrt 2,70 Reichsmark ein. Aus dieser Zeit liegen Umsatzzahlen vor, demnach war 1940 das umsatzstärkste Jahr. Der Gewinn lag bei etwas über 10%.
1935 205 T
1936 259 T
1937 216 T
1938 250 T
1939 320 T
1940 372 T
1941 307 T
1942 262 T
1944 140 T (Katastrophenjahr)

Bauzeichnung 1938
Familienbild vor dem Gebäude Alte Dorfstraße 104d (heute Alte Straße 4) von links nach rechts: ?, Karl Werner, ?, Maria Werner, Anna Auguste Scharnhorst, Liddy Werner (geb. Wachsmuth), Richard Werner, Martha Krumpolt (geb. Werner), Franziska Estler (geb. Werner), Frieda Sparmann (geb. Werner), Werner Sparmann, Hermine Krumpolt, Adeltraud Peukert

Familienbild
"Bauliche Veränderungen waren im Sommer 1907 in Kreischa vorgenommen worden. Die Räume im Fabrikgebäude waren mit der Zeit unzureichend und meine Schwiegermutter hatte sich entschlossen, einen Fabrikneubau zu errichten. Auf Vorschlag meines Schwagers (Estler) in Döbeln hatte sie aber davon abgesehen und sie beschloss, nur einen Anbau an das alte Fabrikgebäude vorzunehmen. Das wurde auch ausgeführt und im Herbst konnten die neuen Räumlichkeiten bezogen werden. Unserer lieben Mutter war es jedoch nicht vergönnt, sich ihres Erfolgs lange zu freuen. Im Spätsommer war sie an einer Influenza erkrankt...., konnte sich jedoch nicht wieder ganz davon erholen,... und am 3. März 1908 früh 3/4 7 Uhr war die Gute sanft hinüber geschlummert." (Tagebuch des Max Hugo Scharnhorst)

nördlicher Anbau 1907
feierte man das 25-jährige Firmenjubiläum. Zu dieser Zeit gab es 6 Strohhutfabriken in Kreischa (Gaudich, Werner, Schneider, Schulze, Sonntag, Schiffel) Insgesamt beschäftigten die Kreischaer Hutfabriken in der Zeit der kapitalistischen Hochkonjunktur weit über 2000 Arbeitskräfte aus dem Ort selbst und aus der weiteren Umgebung in Saisonarbeit (Oktober bis Pfingsten), nach der Einführung der Filzhutproduktion sogar ganzjährig. 80% der Arbeitskräfte waren Frauen. Die Arbeitszeit betrug anfangs 10 bis 12 Stunden, ohne jegliche soziale Leistung. Durch zusätzliche Heimarbeit, vor allem an den Wochenenden, besserten die Näherinnen ihren Verdienst auf.

25 Jahre Urkunde
Am 6.1.1868 erfolgte im Haus Nr. 1 hinter der Kreischaer Kirche, einem historischen Fachwerkbau auf der Hermsdorfer Straße, durch Carl August WERNER in Kooperation mit Herrn LIEBSCHER die Gründung der Strohhutfabrik WERNER. Herr Liebscher besaß die erste Hutpresse und wurde 1870 Kassierer der Sparkasse in Kreischa. Das aufgekaufte Strohgeflecht wurde von Carl August Werner und seiner Frau mit dem Bügeleisen geglättet und mit der Hand, später mit einfachen Maschinen zu Strohhüten vernäht und an Verleger weiterverkauft.

Carl August Werner